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      WK-Wahl 2025

      EU-Richtlinien

      5. November 2024

      Ein Übermaß an Bürokratie gefährdet die Innovationskraft

      Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher die Rohstoffe stammen, die für die Herstellung alltäglicher Produkte verwendet werden? Gar nicht so leicht zu beantworten, oder? Doch das könnte sich bald ändern. Diese Information könnte bald einfach verfügbar sein – jedoch unter erheblichem bürokratischem Aufwand.

       

      Die EU hat 2023 die Entwaldungsrichtlinie in Kraft gesetzt, die ab 2025 oder 2026 greift. Dann müssen Unternehmen nachweisen, woher ihre Rohstoffe genau stammen, mit detaillierten Geodaten, die bis zur Forstquelle zurückverfolgt werden können. Die Richtlinie gilt nicht nur für Holz, sondern für eine Vielzahl agrarischer Rohstoffe, wie Rindfleisch, Kaffee und Kakao. Wer Produkte auf den europäischen Markt bringt, die solche Rohstoffe enthalten, muss belegen, dass sie aus nachhaltigen Quellen stammen und dass keine illegalen Rodungen beteiligt waren. Für Waren aus Nicht-EU-Ländern wird die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette zur Pflicht, was weitere Prüfprozesse erforderlich macht.

       

      Zusätzlich tritt der „Carbon Border Adjustment Mechanism“ (CBAM) in Kraft. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass CO₂-Emissionen aus Drittstaaten in die Preise importierter Produkte einfließen, wenn der Produktionsprozess nicht den EU-Standards entspricht. Das bedeutet, dass ein importiertes Produkt wie ein Handy nicht nur CO₂-Emissionen nachweisen muss, sondern auch sicherstellen, dass weder Kinderarbeit noch unzulässige Abholzung am Anfang der Lieferkette stehen. Diese Regelungen sind Bestandteil des Green Deals der EU, der Nachhaltigkeit als Ziel für die europäische Wirtschaft fest verankern soll. Während viele Unternehmen die Einhaltung dieser Standards bereits als selbstverständlich ansehen, warnen viele vor einer drohenden Bürokratisierung.

       

      Die Kritik an den neuen Vorschriften kommt nicht nur aus Europa. Länder wie Brasilien und Indonesien bezeichnen die Entwaldungsrichtlinie als „grünen Neokolonialismus“ und könnten als Reaktion ihre Handelsbeziehungen stärker nach China orientieren. Auch für europäische Unternehmen stellt die Umsetzung eine große Herausforderung dar: Wie lassen sich Sozialstandards in Drittstaaten verlässlich prüfen, wenn sich Geschäftspartner weigern, entsprechende Informationen offenzulegen? Die Einhaltung dieser Standards könnte zum kostspieligen Risiko für Unternehmen werden, mit Dokumentationsaufwänden, die bis zu zwei Prozent des Umsatzes verschlingen könnten.

       

      Der Fokus auf Dokumentation und Compliance führt zu einem rasanten Anstieg von Stellen in diesen Bereichen, während wertschöpfende Jobs in Produktion und Entwicklung abnehmen. Diese Entwicklung führt dazu, dass Europa im Vergleich zu den USA und China an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Wo die USA und China auf Innovation und Produktion setzen, droht sich Europa in einem dichten Netz an Regulierungen und Kontrollen zu verfangen.

       

      Nachhaltigkeit ist zweifellos wichtig und sollte ein fester Bestandteil unternehmerischen Handelns sein. Doch wenn der Weg dahin immer stärkere bürokratische Belastungen mit sich bringt, könnte Europa langfristig an wirtschaftlicher Stärke einbüßen. Ein Übermaß an Bürokratie gefährdet die Agilität und Innovationskraft – wichtige Faktoren, die Europa braucht, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben.

       

       

      Quelle: Die Presse
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