Internationaler Handel unter Druck
27. Mai 2025
Exporterholung ist kein Automatismus mehr
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27. Mai 2025
Exporterholung ist kein Automatismus mehr
Während der Liberalisierungsphase zwischen den 1980ern bis in die frühen 2000er Jahre ist der Welthandel im Schnitt um 50 % stärker gewachsen als die Weltwirtschaftsleistung. Als kleine, offene Volkswirtschaft hat insbesondere Österreich stark vom sukzessiven Abbau von Handelsbarrieren und der fortschreitenden Integration in internationale Wertschöpfungsketten profitiert. Die geschätzten Vorteile dieser internationalen Einbindung seit den 1950er-Jahren lassen sich auf nahezu ein Drittel des österreichischen Pro-Kopf-Einkommens beziffern.
Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2007 hat sich die Handelsausweitung jedoch deutlich verlangsamt. Das Ausbleiben handelsliberalisierender Reformen, schwindender politischer Rückhalt für offenen Handel und die Abkoppelungsbestrebungen Chinas prägten die letzten 15 Jahre der sogenannten „Slowbalization“-Phase. Mit den zollpolitischen Entscheidungen der zweiten Trump Präsidentschaft könnte nunmehr eine neue Ära bevorstehen: So prognostiziert der IMF für 2025 nur noch ein Wachstumsverhältnis des globalen Handelsvolumens zum BIP von 0,6 – ein Wert weit unter dem historischen Durchschnitt.
Für Österreich, das sich bereits im dritten aufeinanderfolgenden Rezessionsjahr befindet, bedeutet dies, dass unter den aktuellen geopolitischen Rahmenbedingungen, auf den in der Vergangenheit häufig zu beobachtenden exportgetragenen Aufschwung kein Verlass mehr ist. Besonders die handelspolitische Unsicherheit, die aus der unberechenbaren US-Zollpolitik resultiert, wirkt hemmend auf langfristige unternehmerische Entscheidungen – etwa Investitionen, den Ausbau von Exportkapazitäten oder den Eintritt in Auslandsmärkte und internationale Lieferketten.
Es gilt, das eigene außenwirtschaftliche Umfeld aktiv politisch mitzugestalten. Das beginnt im unmittelbaren Nachbarschaftsumfeld mit der Erweiterung und Vertiefung des EU-Binnenmarkts. Darüber hinaus steht die EU-Handelspolitik vor der dringenden Aufgabe, neue Freihandelsabkommen proaktiv abzuschließen und bestehende Partnerschaften weiterzuentwickeln. Ergänzend dazu gilt es auf bilateraler Ebene, den Dialog über internationale Kooperationen auf Branchen-, Industrie- und Forschungsebene gezielt zu intensivieren.