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      Sparneigung dämpft das Wachstum

      2. Juni 2025

      Netto-Sparquote nahezu doppelt so hoch wie vor der Krise

      Trotz kräftiger Zuwächse bei den Reallöhnen und verfügbaren Einkommen stagniert der private Konsum in Österreich seit mehr als drei Jahren. Gleichzeitig ist die Netto-Sparquote der Haushalte deutlich angestiegen: Im vierten Quartal 2024 lag sie bei 13,2 % des verfügbaren Einkommens – deutlich über dem Durchschnitt von 7,5 % in den Jahren 2015 bis 2019. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive gewinnt diese ausgeprägte Sparneigung zunehmend an Brisanz, da sie den privaten Konsum als zentralen Wachstumstreiber spürbar schwächt.

       

      Für die anhaltend hohe Sparneigung der privaten Haushalte lassen sich im Zeitverlauf mehrere Ursachen identifizieren: Die Zinsentwicklung sowie großzügige, einmalige Transferzahlungen während der Krisenjahre haben laut OeNB dazu beigetragen. Lange Lockdowns und vorgezogene Anschaffungen langlebiger Konsumgüter führten in den Folgejahren zu einer merklichen Konsumzurückhaltung. Eine Tendenz zum sogenannten „Vorsichtssparen“ während der Energiepreiskrise trieb den Indikator weiter an. Die in Österreich stark ausgeprägte Präferenz für risikoarme Sparformen führte in der Phase hoher Inflation zu einer realen Entwertung des Finanzvermögens, die Haushalte nun offenbar durch verstärktes Sparen zu kompensieren versuchen.

       

      Hinzu kommt die gesamtwirtschaftliche Lage: Österreich befindet sich in der längsten Rezession der Nachkriegszeit. Dies schlägt sich nicht nur in einer wachsenden Zahl an Unternehmensinsolvenzen nieder, sondern auch in einer erhöhten Sorge um den eigenen Arbeitsplatz. Zusätzlich tragen geopolitische und handelspolitische Spannungen zur allgemeinen Verunsicherung bei. Auch die steigende Staatsverschuldung dürfte eine Rolle spielen, besonders wenn Haushalte befürchten, dass dies langfristig zu Steuererhöhungen führt oder die Finanzierung des Sozialsystems beeinträchtigen könnte.

       

      Die anhaltende Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte erschwert eine Rückkehr der österreichischen Volkswirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad. Dabei erweist sich insbesondere die gestiegene Unsicherheit als zentraler Treiber des zurückhaltenden Konsumverhaltens. Diese zu reduzieren ist das wirtschaftspolitische Gebot der Stunde. Gelingen kann dies mit einem transparenten und verlässlichen Plan zur Haushaltssanierung und einer langfristig angelegten Industrie- und Standortpolitik, wie sie im aktuellen Regierungsprogramm vorgesehen ist. Diese Vorhaben gilt es nun auf den Weg zu bringen.

       

       

      Grafik: Anteil des verfügbaren Nettoeinkommens der privaten Haushalte, der gespart und nicht konsumiert wird (in %)
      Quelle: Statistik Austria
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