Was Deutschlands Schwäche für Österreich bedeutet

Das deutsche BIP wird in diesem Jahr laut OECD-Prognose voraussichtlich um 0,2 Prozent bzw. laut ifo-Prognose sogar um 0,4 Prozent schrumpfen. Deutschland spürt als Exportland den bereits seit drei Quartalen rückläufigen Welthandel sowie die Verlangsamung des chinesischen Wachstums besonders deutlich. Neben der schwachen Konjunktur kämpft Deutschland aber auch mit strukturellen Problemen. Dazu zählen die starke Ausrichtung der deutschen Autoindustrie auf Verbrenner-Technologien und der relativ hohe Anteil an energieintensiven Branchen, die seit dem Beginn des Ukrainekriegs erhebliche Produktionsrückgänge hinnehmen mussten.

Für Österreich ist Deutschlands aktuelle Schwäche von großer Bedeutung. Schließlich gehen 30 Prozent unserer Warenexporte an unseren großen Nachbarn. In der ersten Jahreshälfte konnte Österreich seine Warenausfuhren nach Deutschland zwar um nominell 7,5 Prozent steigern, inflationsbereinigt dürfte dies aber einer Stagnation entsprechen. Als Automobilzulieferland ist Österreich zudem auch von der Abkehr vom Verbrennungsmotor und der Neuausrichtung auf E-Autos betroffen. Österreichs Zulieferunternehmen aller Branchen sind daher gefordert, noch stärker auf Zukunftstechnologien und Innovationen zu setzen. Außerdem dürfte der demografische Wandel auch mittel- und langfristig die Wachstumsraten Deutschlands dämpfen. Umso mehr ist es für die österreichischen Unternehmen erforderlich, ihre Handelspartner zu diversifizieren und zusätzlich zu bestehenden Märkten, wie dem deutschen, auch Wachstumsmärkte in der Ferne, wie etwa Indien und Indonesien, als Exportpartner stärker in den Blickwinkel zu rücken.