Welthandel unter Unsicherheit
7. April 2025
Für die handelsoffenen Volkswirtschaften Europas gilt es nun, eine gemeinsame Antwort auf die umfassenden Zollandrohungen der USA zu finden.
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7. April 2025
Für die handelsoffenen Volkswirtschaften Europas gilt es nun, eine gemeinsame Antwort auf die umfassenden Zollandrohungen der USA zu finden.
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar 2025, hat die Unsicherheit auf den internationalen Märkten erheblich zugenommen. Hauptursache dafür ist die unberechenbare Zollpolitik im Rahmen der MAGA-Doktrin. Den 2. April hat der amerikanische Präsident zum amerikanischen Befreiungstag (Liberation Day) erklärt. An diesem Tag sind umfassende Zölle in Kraft getreten. Die damit einhergehende handelspolitische Verunsicherung lässt sich am sogenannten „Trade Policy Uncertainty Index“ (TPU) von Caldara et al. (2019) ablesen: Seit Trumps Rückkehr ins Amt sind die Werte des Index zur handelspolitischen Unsicherheit stark angestiegen und erreichten im Februar 2025 mit rund 630 Punkten nahezu das Doppelte des bisherigen Höchststands aus dem Jahr 2019, der während seiner ersten Amtszeit verzeichnet wurde.
Die wachsende Unsicherheit im internationalen Handel belastet mittlerweile spürbar die US-Wirtschaft. Der S&P 500 fiel zwischen dem 20. Februar und dem 1. April 2025 um 8,7 %. Zudem trüben sich die US-Wachstumsprognosen ein. Die Investmentbank Goldman Sachs warnte ihre Kunden, dass sie in den nächsten 12 Monaten aktuell von einer 35-prozentigen Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA ausgeht.
Österreich ist als kleine, offene Volkswirtschaft besonders empfindlich gegenüber steigenden Unsicherheiten im Welthandel – zumal die USA inzwischen zum zweitgrößten Exportmarkt des Landes aufgestiegen sind.
Für die handelsoffenen Volkswirtschaften Europas gilt es nun, eine gemeinsame Antwort auf die umfassenden Zollandrohungen zu finden. Vorrang sollte dabei haben, potenzielle Störungen der transatlantischen Handelsbeziehungen frühzeitig auf dem Verhandlungsweg auszuräumen.
Zugleich sollte die EU-Kommission ein klares Signal nach außen senden, dass die EU auch künftig eine verlässliche Partnerin für freien Handel bleibt. Dabei steht den Europäer:innen mit dem Binnenmarkt ein wirkmächtiges Instrument zur Verfügung: Er bietet den Mitgliedstaaten einen stabilen Rahmen für Freihandel und wirkt dadurch als geoökonomischer Puffer gegenüber globalen Handelsverwerfungen. Gleichzeitig lässt sich sein Zugang an Bedingungen knüpfen – seine Attraktivität als größter gemeinsamer Markt der Welt macht ihn damit auch zum geostrategischen Hebel. Seine Vertiefung und Vervollständigung sollte daher höchste politische Priorität genießen.